Hüftdysplasie und Ultraschalluntersuchung

Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine primäre Minderanlage des Hüftgelenkes. Ein optimales Zusammenspiel zwischen den beiden Partnern des Hüftgelenkes, dem Hüftkopf und der Hüftpfanne, kann nicht stattfinden. Es besteht jedoch noch ein weitgehender Kontakt zwischen beiden. Erst wenn dieser Kontakt nicht mehr besteht spricht man von einem instabilen Hüftgelenk oder einer Hüftgelenksluxation.

Diese Dysplasie tritt bei etwa 1-3% der Neugeborenen auf. Besonders gefährdet sind Kinder in deren Familie es bereits nahe Familienangehörige mit Minderanlage des Hüftgelenkes gibt (altersbedingte Verschleißerscheinungen des Hüftgelenkes stellen kein Risiko dar), sowie Kinder, die im Mutterleib nicht regelrecht lagen (Beckenendlage) oder als Zwillinge zur Welt kamen. Auch ist die Gefährdung des Hüftgelenkes bei Mädchen höher als bei Jungen.

Um die Diagnose einer Hüftgelenksveränderung stellen zu können, gibt es verschiedene Methoden. Äußere Zeichen sind unterschiedlich lange Beinchen, seitenunterschiedliche Pofalten oder eine Abspreizbehinderung eines oder beider Hüftgelenke. Eine spezielle Untersuchung durch Ihren Orthopäden ist das Roser-Ortolani-Zeichen, ein Schnappgeräusch, das in den ersten Lebenstagen und Wochen entsteht, wenn sich der Hüftkopf durch Druck und Anspreizung aus der Pfanne herausbewegen läßt.

Eine weitere Möglichkeit der Untersuchung besteht in einer Ultraschalldarstellung des Hüftgelenkes. Hier lassen sich besonders gut die unterschiedlichen Reifungsgrade und die Ausprägung der Minderentwicklung beurteilen. Die Einteilung erfolgt in Hüftgelenkstypen von 1-4. Dabei stellt ein Hüftgelenk Typ l a oder b ein ausgereiftes Hüftgelenk dar. Ein Typ 2a-b zeigt eine leichte Reifungsverzögerung, die kontrolliert werden sollte. Typ 2c oder D gehören zu den gefährdeten Hüftgelenken, die unter Berücksichtigung der übrigen Untersuchungsergebnisse durch den Orthopäden einer entsprechenden Behandlung zugeführt werden sollten. Typ 3 und 4 stellen Gelenke dar, bei denen kein regelrechtes Verhältnis mehr zwischen Hüftgelenkspfanne und Hüftkopfkopf besteht und müssen unbedingt behandelt werden.

Das sonographische Bild des Hüftgelenkes sieht auf den ersten Blick recht unübersichtlich aus, bei näherer Betrachtung wirkt es wie ein umgedrehtes Y. An diesem Bild kann der Orthopäde nun das Verhältnis von Hüftkopf zu Hüftpfanne beurteilen. Unterstützt wird diese Blickdiagnose durch ein standardisiertes Meßsystem. Wichtige Beurteilungskriterien sind der Winkel Alpha und Beta.

Als Leitsatz gilt: Je größer der Winkel Alpha, desto günstiger ist die Form des Hüftgelenkes.

Bisher sind keine Nachteile durch eine Sonographie oder Ultraschalldarstellung bekannt, so daß diese Methode beliebig oft wiederholt werden kann. Der Abstand zwischen den einzelnen Untersuchungen ist abhängig vom Typ des Hüftgelenkes und der Methode der Behandlung und kann zwischen 4-8 Wochen betragen.

Eine Röntgendarstellung des Hüftgelenkes wird notwendig, wenn die Kinder älter werden und die Sonographie auf Grund der altersentsprechenden Veränderungen nicht mehr möglich ist. Auch sollte bei jedem Kind, das im Säuglingsalter eine behandlungsbedürftige Hüfte hatte im Alter von etwa einem Jahr einer Röntgenkontrolle durchgeführt werden.

Die Therapie des Hüftgelenkes richtet sich nach der klinischen und der sonographischen Untersuchung. Die leichteste Form ist das s.g. "Breite Wickeln", bei dem entweder eine 2.Windel oder ein breites Handtuch zwischen die Beinchen gelegt wird. Eine nächste Stufe ist die Behandlung mit einer Spreizhose oder bei älteren Kindern mit einer s.g. Pavlikbandage. Beide müssen von Ihrem Orthopäden ausgemessen und regelmäßig mindestens alle 4-6 Wochen kontrolliert werden. Bei sehr schlechten und instabilen Hüften kann auch eine Gipsbehandlung oder sogar ein stationärer Aufenthalt mit Operation notwendig werden. Wir, als Ihr behandelnder Orthopäde, werden versuchen die für Ihr Kind geeignete Methode anzuwenden. Vielleicht haben Sie auch schon von anderen Behandlungsmethoden gehört. Wir haben uns auf Grund unserer langjährigen Erfahrung in der Kinderorthopädie zu den oben genannten Verfahren entschlossen. Allen Methoden ist gemeinsam, daß die Beinchen in Beugung und Abspreizung gehalten werden.

Leider hat jede Behandlung auch Ihre Risiken. Bei der Behandlung des Hüftgelenkes besteht in einem geringen Prozentsatz die Gefahr einer Schädigung des Hüftkopfes. Diese ist beim "Breiten Wickeln" praktisch zu vernachlässigen, wird aber größer, je eingreifender die Behandlung ist. Wir werden versuchen die für Ihr Kind schonenste und trotzdem effektive Methode zu finden, um den Nutzen groß und das Risiko klein zu halten. Die Dauer der Behandlung ist individuell verschieden und ist abhängig vom Alter des Kindes zu Beginn der Behandlung und der Hüftgelenkssituation.

In den allermeisten Fällen kommt es unter einer konsequenten Kontrolle und Therapie zu einer völligen Ausheilung des Hüftgelenkes. Jedoch sind wir unbedingt auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Manchmal sind die ersten Tage einer Behandlung für Sie nicht einfach, aber Ihr Kind gewöhnt sich sehr schnell an den neuen Zustand und wird ihn meist nach 3-4 Tagen als normal empfinden. Falls es dennoch Probleme geben sollte, wenden Sie sich bitte unbedingt an uns und brechen Sie die Behandlung nicht ab. Auch möchten wir Sie bitten regelmäßig zu den Kontrollterminen zu kommen. Ist Ihr Kind mit Spreizhose, Pavlikbandage oder Gips behandelt worden sollte auf jeden Fall im Alter von 1 Jahr eine Abschlußkontrolle erfolgen. Falls Sie noch weitere speziell Ihr Kind betreffende Fragen haben werden wir sie Ihnen gerne beantworten.